Zukunft des Wohnens: Wo wir wohnen wollen

Zukunftserwartungen - Ausg. 02C

13. Januar 2021

Wo die Deutschen leben wollen: Stadt- statt Landflucht

Vor zwanzig Jahren war die Haushaltsgröße in Deutschland annähernd gleichmäßig verteilt: 32 Prozent Familien, 33 Prozent Paare und 35 Prozent Single-Haushalte. Heute sieht dieses Verhältnis deutlich anders aus: Während der Anteil von 2-Personen-Haushalten fast gleichgeblieben ist (34%), hat sich der Anteil von 1-Personen-Haushalten auf 42 Prozent erhöht. Dagegen ist der Anteil von Mehrpersonenhaushalten auf 24 Prozent gesunken. Die Gründe dieser Verschiebung sind im Wesentlichen die zunehmende Kinderlosigkeit (Geburtenquote 1,51), die hohe Scheidungsquote (35%) und eine gleichzeitig steigende Lebenserwartung (81 Jahre).

Trotz oder gerade wegen dieser Entwicklung möchte die Mehrzahl der Bürger in Zukunft nicht allein wohnen. So präferieren lediglich drei Prozent aller Deutschen das Leben in einem 1-Personen-Haushalt, selbst die derzeit alleinlebenden Singles zeigen für diese Wohnform wenig Begeisterung (8%).

Häufigster Wohnwunsch ist dagegen, in der Nähe der Kinder, Eltern oder Verwandtschaft zu leben. Jeder Dritte unter 40-Jährige und jeder vierte über 60-Jährige wünscht sich, in der unmittelbaren Umgebung der Familie zu wohnen.

Darüber hinaus können sich zunehmend mehr Ältere ein Leben in einer Rentnerwohngemeinschaft vorstellen (2011: 9%, 2020 12%). Ähnlich wie in einer Studenten-WG bewohnt hierbei jeder Senior sein eigenes Zimmer und teilt sich darüber hinaus die Gemeinschaftsräume wie Küche, Badezimmer und ggf. Garten oder Balkon.

Zwei zentrale Hoffnungen werden hierbei besonders betont: Erstens die vorhandene Gemeinschaft beim Essen, Kochen, Einkaufen oder bei Freizeitaktivitäten. Zweitens die Möglichkeit, weiterhin selbstständig und unabhängig leben zu können. Ergänzend hinzu kommen noch Einsparungen (von der Teilung der Wohnkosten über Carsharing bis hin zum Pflegepersonal), das Gefühl des Gebrauchtwerdens und der gegenseitigen Hilfe sowie des geistigen Austausches.

Fast ebenso viele ältere Mitbürger können sich auch für ein Modell des Service-Wohnens mit Dienstleistungen wie z.B. einen Hausmeisterservice, Essens-Lieferdienst oder einen Pflegedienst direkt vor Ort begeistern.

Dagegen bevorzugen Singles überdurchschnittlich oft ein zukünftiges Leben in einer Wohnanlage mit Menschen in der Nachbarschaft, die gleiche oder ähnliche Interessen haben.

Ausblick

Die soziale Komponente des Wohnens gewinnt immer mehr an Bedeutung. In einer zunehmend älter werdenden, kinder- und enkellosen, versingelten und anonymen Gesellschaft wächst das Bedürfnis nach Austausch, Gemeinschaft und Nähe. Dabei werden in Zukunft nicht nur Senioren-WGs und Servicewohnen immer beliebter, auch das Mehrgenerationenhaus wird eine Renaissance erleben. Das gemeinsame Leben unter einem Dach, die gegenseitige Unterstützung und das Füreinander-da-sein finden zunehmend mehr Bedeutung und Zustimmung.

Gewünscht wird hierbei ein Modell, bei dem jeder seinen eigenen privaten Bereich hat, man aber auch in Gemeinschaftsräumen zusammenkommen kann. Das Leben in einem Mehrgenerationenhaus bezieht sich hierbei nicht ausschließlich auf die biologische Familie, sondern auch auf die Wahlfamilie. Schließlich wollen Junge und Alte ebenso wie Singles und Paare im Wesentlichen nur getreu dem Motto leben: Hauptsache gemeinsam und nicht einsam.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
kontakt@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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